Goodbye Joe – we will miss you!

Back to the beginning, 1970 im Alter von gerade einmal 12 Jahren organisierte ich mir das blaue Stirnband mit dem roten Schriftzug darauf und ging mit meinen Freunden ins Kino, es lief der Film über das Festival, das wie kein anderes die Geschichte der Rockmusik bestimmte – Woodstock. Und mit dabei Joe Cocker – „with a little help from my friends“ – unvergessen und prägend. Später hatte ich dann das unglaubliche Glück mit älteren Freunden nach Fehmarn zu fahren, Jimi Hendrix zu sehen und verbotene Dinge zu tun – aber das ist eine andere Geschichte…








Wie alles anfing

Joe Cocker wuchs in seinem Geburtsort Sheffield, einer Stahlarbeiterstadt in der Mitte Englands, auf. Der gelernte Gasinstallateur begann seine Musikerkarriere im Alter von 15 Jahren in mehreren kleineren Bands in seiner Heimatstadt Sheffield, die auch schon immer ein Zentrum der britischen Musikerszene war. Seine erste Band war Vance Arnold and the Avengers (sein Künstlername war Vance Arnold), die immerhin einen Auftritt der Rolling Stones eröffnete. Die nächste Band hieß Big Blues (1963). Damals unterzeichnete Cocker einen Vertrag bei Decca Records, beendete seine Installateurtätigkeit und gründete schließlich The Grease Band (1966). 1968 schaffte er es zum ersten Mal mit seiner Musik in die britischen Singlecharts. Mit dem Song „Marjorine“, den er zusammen mit Chris Stainton komponierte, kletterte der Song im Mai 68 bis Platz 48.

Der große Durchbruch gelang ihm dann Ende 1968, mit einer Coverversion des Beatles-Liedes With a Little Help from My FriendsPlatz 1 im Vereinigten Königreich in Deutschland Rang 3. Um Finanzen oder Verträge kümmerte sich Cocker zunächst nur sehr nachlässig, so dass er im selben Jahr eine 56-tägige US-Tournee absolvieren musste, obwohl er sich gerade von seiner Band getrennt hatte und aufgrund der Vertragsbedingungen kaum finanziellen Nutzen daraus ziehen konnte. Seine Manager ließen ihn auf zahlreichen Festivals auftreten, um ihn zu bewerben.

Im August 1969 eröffnete er den dritten Tag des Woodstock-Festivals. Seine gefühlvolle zappelnde und zuckende Bühnengestik, die er vor dem Mikrofon pflegte, wurde von da an sein Markenzeichen. Während des Gitarrensolos von With a Little Help from My Friends bildete er die Musik un­be­wusst mit bloßen Händen nach und prägte so die Bewegungsformen der Luftgitarre. Ebenfalls 1969 trat er in den USA in Ed Sullivans Fernsehshow auf.



 

Die 1970er Jahre

Auch ein Großteil seiner weitern Plattenerfolge waren Cover-Versionen wie She Came In Through the Bathroom Window, ebenfalls von den Beatles, oder The Letter von The Box Tops, beide 1970. Andere frühe Hits hatte Cocker mit Cry Me a River (1970), im Original 1955 von Julie LondonDave Masons Feelin’ Alright (1969/1972) und das von Billy Preston und Bruce Fisher geschriebene You Are so Beautiful (1974), die sich allesamt, teilweise als Live-Versionen, in den Top-40 der US-Billboard-Charts platzieren konnten.

Ein wichtiger Songwriter für Cocker war Leon Russell, der für ihn unter anderem den britischen Top-Ten-Hit Delta Lady im Jahr 1969 komponierte, die als Mad Dogs & Englishmen bekannte Tournee organisierte und auch selbst als Gitarrist und Keyboarder zur Band gehörte. Während der 56-tägigen Tour quer durch die USA, von Detroit nach San Bernardino (Kalifornien), spielte Cocker 1970 zusammen mit einer Big Band von 40 Musikern das gleichnamige Live-Album ein, das in Großbritannien bis auf Platz 16 der LP-Charts kam.

Zusammen mit dem ebenfalls in Sheffield 1944 geborenen Bassisten Chris Stainton verfasste Cocker aber auch eigene Songs. Stainton war schon in Cockers frühen Bands Mitglied, gehörte zur Live-Formation beim Woodstock-Festival und auf der Mad Dogs & Englishmen Tour, und war bis einschließlich des 1972 erschienenen Albums Something to Say an nahezu allen Aufnahmen beteiligt. Während dieser Zusammenarbeit entstanden Lieder wie High Time We Went (Platz 22 in den USA), Pardon Me Sir oder Woman to Woman, dessen Grooveund markantes Piano-Riff unter anderem von 2Pac in dessen 1996er Top-Hit California Love gesampelt wurde.  




Anfang der 1970er Jahre bekam Cocker Probleme mit verschiedenen Suchtmitteln, was sich negativ auf die Qualität und den Verkauf seiner Musik auswirkte. Nach seinen ersten Erfolgen hatte er bald wieder Geldprobleme. Laut eigener Aussage vergaß Cocker zudem einen 100.000 Dollar-Scheck in seiner Jeans, die seine Mutter in der Waschmaschine gewaschen hatte. Er habe sich auch nicht darum bemüht, einen Ersatzscheck zu bekommen, weil er drogenabhängig war.

Jahrelang nahm er nichts Neues auf, sondern tourte permanent, um seine Rechnungen zahlen zu können. Psychische Probleme machten seine Konzerte oftmals zu einem Risiko und führten 1974 sogar zu einem Haftaufenthalt. Wegen dieses Haftaufenthaltes aufgrund von verschiedenen Straftaten (unter anderem Drogendelikten und Körperverletzung) konnte ein Konzert in Wien nicht stattfinden.

 

Seit den 1980er Jahren

1981 ging er eine Kooperation mit den Crusaders ein. Er veröffentlichte den Titel I'm So Glad I'm Standing Here Today und das Album Sheffield Steel(1982). Cocker landete in den folgenden Jahren mehrere große Charts-Hits wie When The Night Comes (US Platz 11), N’oubliez jamais, Unchain My Heart (von Bobby Sharp) oder Up Where We Belong im Duett mit Jennifer Warnes (Platz 1 in den USA, 7 im UK, 6 in D). Randy Newmans You Can Leave Your Hat On wurde in Cockers Version 1986 weltberühmt. Der Song wurde im Film 9½ Wochen gespielt.

Am 11. Oktober 1987 heiratete Joe Cocker die US-amerikanische Erzieherin Pam Baker und lebte danach recht zurückgezogen in Crawford, Colorado, wo er eine Ranch namens Mad Dog Ranch betrieb. Er besaß dort auch eine Eisdiele, die seine Frau führte.

Ebenfalls 1987 kam es zur Zusammenarbeit mit dem deutschen Rocksänger und Komponisten Klaus Lage sowie dem Sänger, Komponisten, Liedermacher und Texter Diether Dehm. Unter anderem entstand der Titelsong Now, That You’re Gone für die WDR-Kinoproduktion Zabou. Im Jahr 1988 durfte Cocker als einer von wenigen westlichen Musikern zweimal vor insgesamt 170.000 Menschen[13] in der DDR auftreten, nämlich in Berlin und in Dresden, wo seitdem die Cockerwiese im Volksmund seinen Namen trägt. Cocker sang 1995 den Beck’s-Bier-Werbesong Sail Away (im Original von Hans Hartz) für die Bremer Brauerei Beck & Co.. 1996 trat er in der Fernsehproduktion Crossroads zusammen mit der Kelly Family auf. Unter anderem präsentierte er dort Up Where We Belong zusammen mit Kathy Kelly.

 

Nach der Jahrtausendwende

2002 trat er zusammen mit Phil Collins und Brian May bei der Party at the Palace auf, das anlässlich des goldenen Thronjubiläums von Königin Elisabeth II. stattfand.





Am 16. Juni 2007 wurde Joe Cocker von Königin Elisabeth II. zum Officer of the Order of the British Empire (OBE) ernannt und am 22. September 2007 im Rahmen des SWR3 New Pop Festivals für sein Lebenswerk mit dem „Pioneer of Pop“ ausgezeichnet. Ebenfalls 2007 war Cocker in dem Film Across the Universe in einer Nebenrolle als Tramp, Zuhälter und Hippie zu sehen und dabei zum ersten Mal als Filmschauspieler tätig.

Das im Oktober 2010 veröffentlichte Album Hard Knocks erreichte auf Anhieb die Spitze der deutschen Charts. Am 2. Februar 2013 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk.

Joe Cocker starb laut seinem Management in der Nacht auf den 22. Dezember 2014 in seinem Haus in Crawford, Colorado (USA) an Lungenkrebs – wir werden ihn vermissen…



Klaus Linke

 



 
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