Das Beste kommt zum Schluss – professionelle Kopfhörer von Shure

Mittlerweile haben wir insgesamt 75 Kopfhörer getestet, unterschiedliche Anbieter und unterschiedliche Kategorien mit unterschiedlichen Ergebnissen – seit einigen Monaten dienen uns dabei die, jetzt hier vorgestellten, Shure Kopfhörer als Arbeitsreferenz.

2015 ist das Jahr des 90jährigen Firmenjubiläums für die 1925 auf der anderen Seite des Teichs in Chicago gegründete Firma Shure. Sidney S. Shure fing in seiner Firma mit der Entwicklung und Herstellung von Radiobausätzen an, in den 30er Jahren folgten die ersten Mikrofone, die teilweise noch heute im Einsatz sind und einen fast schon legendären Ruf genießen. Kopfhörer gibt es bei Shure erst seit den 2000er Jahren, die hier vorgestellte SRH Serie erblickte gar erst 2009 das Licht der Welt. Vorgestellt werden hier die drei Topmodelle der geschlossenen Linie und die beiden offenen Kopfhörer, sowie ein Modell für DJ-ing.

SRH 840 – der professionelle Einstieg

Shure hat bei ihren Produkten schon immer auf eine gute Verarbeitungsqualität geachtet, und auch beim SRH-840 ist das nicht anders, er verbindet einen sehr guten  Tragekomfort mit einem praktischen Faltbügel-Design. Er ist ein geschlossener Kopfhörer, laut Shure optimiert für professionelles Recording und anspruchsvolle Klangwiedergabe. Dank klarer Mitten, den erweiterten Höhen und dynamischen Bässen wurde dieses Ziel für meinen Geschmack eindeutig erreicht. Der SRH840.Der Kopfhörer vermittelt ein gutes und wertiges Gefühl. Der Tragekomfort ist ebenfalls auf sehr hohem Niveau. Was zunächst positiv auffällt, ist der ausgeglichene Frequenzgang. Der Bassbereich ist ausgewogen, die Höhen unaufdringlich zurückhaltend. Der Räumlichkeit ist sehr gut. Die Mitten haben mir besonders gut gefallen, da könnte sogar noch ein Hauch mehr da sein. Diesen Kopfhörer könnte ich mir auch gut als Mixingkopfhörer vorstellen, zumal er auch nicht die Ohren wattiert.

Die Ausstattung ist gut, neben einem Tragebeutel, 3 Meter langem und steckbarem Spiralkabel und vergoldetem Schraubadapter von 3,5 auf 6,3 mm Klinke gibt es noch zwei Ersatzohrpolster – auch diese ausgezeichnete Idee hebt Shure von den Mitbewerbern ab. Der Übertragungsbereich reicht von  5 Hz bis 25 kHz, der 40 mm Neodym – Wandler liefert satte 102 dB SPL und die Impedanz von 44 Ohm garantiert einen ordentlichen Druck.

In seiner Preisklasse – der UVP liegt bei 175,- € - fällt es schwer einen vergleichbaren Kopfhörer zu finden, Kompliment an Shure, denn es kommt noch besser.

SRH 940 – darf es etwas mehr sein

Der SRH-940 ist der größere Bruder des SRH-840 und hat auch einige Gemeinsamkeiten. Auch hier sind Verarbeitung und Tragekomfort hervorragend. Shure empfiehlt den SRH940 als Kopfhörer für Toningenieure und verspricht damit ein hohes Maß an Neutralität und Detailgenauigkeit. Ein Frequenzgang von 5 bis 30.000 Hz liest sich auf dem Papier erstmal gut. In der Praxis zeigt die Abstimmung des Neodymwandlers auch tatsächlich ein weites Frequenzspektrum mit beeindruckender Feinzeichnung. Mich überraschte die sehr neutrale, aber nie steril anmutende Wiedergabe. Das Höhenspektrum klingt sehr offen und fein, ohne anstrengend zu wirken. Stimmen sitzen in den kritischen Mittenregionen sehr natürlich im Mix und drängen sich nicht wie bei vielen anderen Kopfhörern auf. Der Bass klingt akkurat und löst gut auf, er steht auf soliden Beinen, reagiert schnell und reicht bis in Tiefbassgefilde hinunter. Somit lassen sich auch Mixing-Entscheidungen im kritischen Bassbereich gut treffen. Auch im längeren Einsatz fallen zwei Dinge sehr positiv auf, das Klangbild ermüdet kaum  und die Klangbalance ist so gut getroffen, dass sich der Kopfhörer mehrere Stunden lang einsetzen lässt. Auch ist der Tragekomfort hervorragend. Mit nur 42 Ohm Abschlussimpedanz liefert der Shure 940 einen ordentlichen Pegel von 100 dB, mit ihm lässt sich auch sehr laut abhören, ohne dass es unangenehm wird. Das Dynamikverhalten und die Räumlichkeit sind sehr gut, der Sound ist angenehm direkt, der Frequenzgang reicht von 5Hz bis 30 kHz. 

Die Ausstattung ist sehr gut, neben dem 3 Meter langem und steckbarem Spiralkabel, einem vergoldetem Schraubadapter von 3,5 auf 6,3 mm Klinke und ebenfalls zwei Ersatzohrpolstern, ist ein weiteres glattes 2,5 Meter langes Kabel im Lieferumfang. Das Ganze kommt in einer durchdachten und sehr gut gestalteten Box, die einen reibungslosen Transport garantiert und zudem auch eine schonende langfristige Aufbewahrung ermöglicht.  Er ist ebenfalls faltbar, die Hörer lassen sich um 90 Grad Schwenken Der Kopfbügel ist sehr schön und angenehm gepolstert.

Mir fällt adhoc kein Kopfhörer ein, der bei einen UVP von 249,- € eine vergleichbare Leistung und ähnlichen Komfort bietet. Auf jeden Fall Referenzklasse für den Studioeinsatz und genial für unterwegs – absolute Empfehlung von uns.

SRH 1540 – die (geschlossene) highendige Referenz

Der SRH1540 Premium Kopfhörer ist das Flaggschiff der geschlossenen Shure Kopfhörer. Die geschlossene, ohrenumschließende Bauform eines geschlossenen Hörers reduziert störende Umgebungsgeräusche und verhindert, dass zu viel Sound des Kopfhörers nach außen dringt. Beim Abhören dringen weniger störende Geräusche in den Kopfhörer ein und die Abhörlaustärke kann reduziert werden. Bei Aufnahmen wird so verhindert, dass das Kopfhörer-Signal ins Mikrofon gelangt. Soweit die Theorie, in der Praxis hatten wir oftmals Probleme mit Hörern die nicht optimal sitzen oder aber nicht optimal verarbeitet waren. Nicht so bei den Shures, die Verarbeitungsqualität und der Sitz ist durchgängig Klasse. 

Die weitestgehend ausgeglichen klingenden Mitten und Höhen sind überzeugend, der Bassbereich wurde etwas angehoben, sodass ein schöner warmer Klang entsteht. Der Raumeindruck überzeugt dank guter Tiefenstaffelung und einem sehr weit gespannten Stereofeld mit klar separierten Einzelschallereignissen. Naturgemäß wird nicht ganz so ein »luftiges«, durchlässiges Bild gezeichnet wie bei offenen Kopfhörern, aber das fällt nur im direkten Vergleich auf. In Verbindung mit der sehr hoch anzusiedelnden Impulstreue kommen feinste Details zum Vorschein, bei diesem Kopfhörer werden Klangräume geschaffen, Stimmen und Instrumente werden ortbar im Raum, ein Gefühl, dass sich sonst nur bei highendigen Lautsprecherinstallationen einstellt. Mit einer Eingangsimpedanz von 46 Ohm entwickelt der 1540 einen maximalen Schalldruck von 99dB, der Frequenzgang reicht von 5 Hz – 25kHz - auf jeden Fall Werte die den fast schon audiophilen Charakter des Kopfhörers betonen.

Der Shure SRH1540 dürfte den meisten Musikhörern mit seinem warmen, detaillierten Sound viel Freude und Hörgenuss bereiten. Viel Klasse zeigt auch die Ausstattung, die Kanäle werden einzeln in die Ohrmuscheln geführt, die Trennung erfolgt nach ca. 1,5 Metern des 1,83 Meter langem Kabels in einem Y-Teiler. In der stabilen Box findet sich neben dem vergoldeten, schraubbaren 3,5 auf 6,3 mm Adapter und zwei Ersatzpolstern für die Ohrhörer, noch ein zweites Kabel. Verbaut wurde Carbon und Aluminium bei den 1540ern, dadurch ist der Hörer mit nur 286 g extrem leicht und doch sehr stabil. Dies ist gut für lange Sessions und annähernd ermüdungsfreies Hören, ebenso wie die hervorragend sitzenden Ohrmuscheln, deren Polsterung aus Alcantara besteht.

Beim SRH 1540 fallen mir in der abschließenden Bewertung eigentlich nur Superlativen wie phänomenal und überragend ein, allerdings hat diese Qualität auch ihren Preis, Shure bietet den SRH 1540 für einen UVP von 549,- € an.

 SRH 1440 – offen, audiophil und überzeugend

Der Kopfhörer besteht aus einer Unterkonstruktion aus Metall mit einem voll umschließendem Kunststoffgehäuse. Dadurch muss man den SRH1440 mit seinen 343 Gramm schon zu den schwereren Modellen zählen. Da sowohl SRH1440 als auch das Topmodell SRH1840 vornehmlich als Kopfhörer zum Mixen und Mastern dienen sollen, sollten die Kopfhörer-Sessions ohnehin nicht zu lange dauern. Durch sein  Kunststoffgehäuse sieht der SRH1440 ein wenig stylisch und modern aus. Wichtiger ist auf jeden Fall, dass der SRH1440 eine sehr gute Verarbeitung aufweist, die für einen langjährigen Einsatz prädestiniert. Die Ohrpolster sind auf der Innenseite aus Velours und sitzen dementsprechend weich auf den Ohren. Der Druck ist nicht zu stark und auch bei längerem Einsatz fängt Mensch nicht unweigerlich an zu schwitzen. 

Die Größe des Kopfhörers lässt sich anhand der zwei ausfahrbaren Bügel festlegen, die ungefähr vier cm pro Seite erlauben, wobei die eingestellte Größe auch nach mehrmaligem Auf- und Absetzen sicher bestehen bleibt. Auf der Außenseite der Hörer befinden sich in Anthrazit gehaltene Metallgitter. Der Shure SRH1440 besitzt 40mm Neodym-Treibern, die für einen sehr linearen Frequenzgang mit vollem Bass über den gesamten Hörbereich – 15 Hz – 27 kHz - sorgen. Die Nennimpedanz liegt bei 37 Ohm, dadurch kann auf einen externen Kopfhörerverstärker verzichtet werden.

Der Klang des SRH1440 ist tatsächlich sehr linear, mit einem ausgeprägten Bass-Bereich. Im weiteren Frequenzverlauf betont der SRH1440 ein wenig die oberen Mitten, ohne dass es jedoch störend wirkt. Im gesamten Klangbild und bei verschiedenen Stylen wirkte es nicht störend. Sehr gefallen hat mir der hohe Frequenzbereich, selbst ganz weit oben angesiedelte Klänge bringt der SRH1440 wunderbar rüber. Insgesamt sorgen die Höhen dafür, dass der SRH1440 sehr hell klingt und das obere Drittel des Klangmaterials fördert. Die räumliche Darstellung im Stereofeld gefällt mir sehr gut, Instrumente und auch Stimmen klingen sehr überzeugend.

Wie bei Shure üblich, erhält man neben dem Kopfhörer selbst noch ein paar weitere schöne Extras dazu. Mit im Lieferumfang enthalten sind neben zwei rund 2m langen Kabeln noch eine stabile und Aufbewahrungsbox, ein Adapter von 3,5mm auf 6,3mm Klinke und ein Paar Ersatzohrpolster.

In Sachen Qualität ist der SRH1440 absolut zu empfehlen, denn das Klangbild ist sehr ausgewogen mit leichten Förderungen des Bassbereiches. Gutes Ausgangsmaterial bringt der neue Shure sehr neutral und in bester Qualität an die Ohren. Damit ist er prädestiniert für audiophile Hörer oder aber als Referenzkopfhörer fürs Mixen und Mastern. Einzig allein der Preis wird ein paar Interessenten abschrecken, allerdings erhält man mit dem SRH1440 bei einem UVP von ein absolut ausgereiftes Produkt, das lange und viele Jahre Freude und gute Dienste bereiten wird.

Überreferenz – Shure 1840

Der Shure SRH1840 ist ein dynamischer Kopfhörer, der in offener Bauweise gestaltet wurde und die Ohren umschließt, also ein sogenannter Over Ear. 

Konstruktionstechnisch und die Qualität der Materialien betreffend kann der Shure SRH1840 glänzen. Alles sitzt fest und macht einen hervorragend verarbeiteten Eindruck. Dabei ist dieses Modell noch ein ganzes Stück eleganter und schlanker als der kleine Bruder 1440. Die Gabeln sind aus einer aus dem Flugzeugbau stammenden Alulegierung gefertigt und wesentlich filigraner, auch der zweigeteilte Kopfbügel ist sehr minimalistisch gehalten. Der Kopfhörer lässt sich stark biegen und knautschen, ohne dass der Eindruck entsteht, dass er auch nur annähernd gefährdet wäre. Beim 1840er werden die Stecker auch nicht fest arretiert – stattdessen gleiten sie gefahrlos heraus, wenn die Zugwirkung am Kabel zu hoch wird. Die Ohrpolster aus velour sitzen sehr gut, wobei die Wärmeentwicklung bescheidener als bei Vinyl- oder (Kunst-)Lederüberzügen ausfällt, hinzu kommt die gute Luftzirkulation, bedingt durch die offene Bauweise. Der Anpressdruck ist sehr ausgewogen – straff genug, um gut zu sitzen und dennoch so locker, dass er nicht stört. Dabei kannder Druck mit der Größenverstellbarkeit noch an spezifische Bedürfnisse angepasst werden - die Bügelenden lassen sich um jeweils knapp vier Zentimeter herausziehen.

Das Gewicht von 268 Gramm (ohne Kabel) ist außerordentlich niedrig, vor allem im Vergleich zum SRH1440. Auch nach langem Hören fühlt sich der Kopfhörer sehr leicht an, ausgedehnten Sessions steht nichts im Weg. Die tiefen Frequenzen sind sehr gut ausbalanciert, auch gibt es über den gesamten Bassbereich keine Verstärkungen oder Abschwächungen einzelner engerer Frequenzbereiche. Auch die Impulstreue ist herausragend, so spielt der Shure SRH1880 in puncto Bass ganz oben mit. Die Höhen sind fein aufgelöst und enthüllen sämtliche Details eines Stücks. Nuancen, die sonst untergehen würden, treten zutage. Bei Sprachaufnahmen mit guten Mikrofonen sind alle Atemgeräusche und Schmatzer zu hören, Westerngitarren quietschen lebendig vor sich hin. Die räumliche Darstellung ist gut gelungen. Einzelne Instrumente lassen sich einwandfrei orten und im Mix separat voneinander platzieren.

Zusammenfassend betrachtet ist der Shure SRH1840 ein klanglich sehr überzeugender Kopfhörer. Außerordentlich detailfreudig, kräftig und weit hinabreichend, aber klar und kontrolliert im Bass und mit guter räumlicher Abbildung. Mit dem SRH1840 hat Shure einen absoluten Volltreffer gelandet. Der Sound bewegt sich auf sehr hohem Niveau, der Bass ist kräftig, aber sehr kontrolliert, die Detailfreude hoch, der Raumeindruck stark - Mixing & Mastering auf hohem Niveau steht nichts im Wege. Die Verarbeitungsqualität ist exzellent, der Anpressdruck ist moderat und die Ohrpolster schmiegen sich sehr gut an.

Der Shure SRH1840 kommt mit einer robusten Box. Neben dem üblichen vergoldeten Klinkenadapter gibt es auch Ersatzpolster aus Velours und ein zweites Kabel. Der 1840 besitzt eine Impedanz von 65 Ohm, das zweiseitig befestigte glatte Kabel misst 2,1 Meter und lässt sich abnehmen, wobei der Hersteller hierfür die gleichen Steckverbindungen wie bei den hauseigenen In-Ear-Modellen nutzt. Der Bügel ist an der Unterseite gepolstert, die abnehmbaren Ohrpolster mit Velours bespannt. Diese herausragende Qualität hat natürlich ihren Preis, Shure nennt einen UVP von 549,- €.  

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass 1540 und 1840 das Nonplusultra bei den Kopfhörern darstellen und dass Shure für alle Anwender und Anwenderinnen mit einem kleineren Budget überzeugende Alternativen mit dem 840, 940 und 1440 im Programm haben. Kompliment für diese überzeugende und durchdachte Modellpolitik!

Klaus Linke